Rumänien, ein Land im Herzen Südosteuropas, ist bekannt für seine deftige Küche – Mici, Sarmale, Mămăligă. Doch wer glaubt, die rumänische Küche sei nur etwas für Fleischliebhaber und Freunde herzhafter Eintöpfe, der irrt gewaltig! Die rumänische Salatküche ist erstaunlich vielfältig, farbenfroh und bietet von einfachen, frischen Beilagen bis hin zu reichhaltigen Hauptgerichten eine Fülle an köstlichen Optionen. Sie spiegeln die reichen landwirtschaftlichen Erzeugnisse des Landes und die Einflüsse der Nachbarkulturen wider.
Hier sind die fünf beliebtesten und typischsten Salate, die in Rumänien auf den Tisch kommen:
1. Salată Orientală (Orientalischer Salat)
Die Salată Orientală ist ein absoluter Klassiker und ein Muss auf jeder rumänischen Festtafel oder als herzhafte Beilage. Ihr Name lässt Einflüsse aus dem Osmanischen Reich erahnen, die die rumänische Küche stark geprägt haben.
- Zutaten: Gekochte Kartoffeln, oft in Würfel geschnitten, bilden die Basis. Hinzu kommen gekochte Eier (ebenfalls gewürfelt), rote Zwiebeln (dünn geschnitten), schwarze Oliven (ganz oder halbiert), und manchmal auch Paprika oder grüne Bohnen.
- Dressing: Das Dressing ist einfach, aber entscheidend: Essig, Öl (oft Sonnenblumenöl), Salz und Pfeffer. Manchmal wird auch etwas Senf hinzugefügt.
- Besonderheit: Der Salat wird oft in Schichten angerichtet oder vorsichtig gemischt, um die einzelnen Komponenten hervorzuheben. Er ist sättigend genug, um als leichte Mahlzeit zu dienen, oder als perfekte Beilage zu gegrilltem Fleisch oder Fisch. Die erdigen Kartoffeln und die salzigen Oliven harmonieren wunderbar mit der Säure des Dressings.
2. Salată de Vinete (Auberginensalat)
Dieser Salat ist ein Star der rumänischen Küche und ein Beweis für die mediterranen Einflüsse, die sich bis nach Osteuropa erstrecken. Salată de Vinete ist cremig, rauchig und unglaublich aromatisch.
- Zutaten: Die Hauptzutat sind Auberginen, die traditionell über offener Flamme oder im Ofen geröstet werden, bis die Haut verkohlt und das Fruchtfleisch butterweich ist. Das gibt dem Salat sein charakteristisches rauchiges Aroma. Das gegarte Auberginenfleisch wird dann fein gehackt oder püriert. Oft wird etwas Zwiebel (sehr fein gehackt, manchmal sogar in Salz eingeweicht, um die Schärfe zu nehmen) hinzugefügt.
- Dressing: Oliven- oder Sonnenblumenöl wird langsam untergerührt, bis eine cremige Emulsion entsteht. Salz und Pfeffer runden den Geschmack ab. Manchmal wird auch etwas Zitronensaft oder Mayonnaise für zusätzliche Cremigkeit verwendet.
- Besonderheit: Der Salat wird oft mit frischen Tomatenspalten und Petersilie garniert und mit frischem Brot serviert. Er ist ein beliebter Brotaufstrich oder eine Vorspeise. Die Qualität des Salates hängt maßgeblich vom Garen der Auberginen ab – das rauchige Aroma ist entscheidend.
3. Salată de Roșii cu Brânză (Tomatensalat mit Käse)
Ein Inbegriff von Sommerfrische und Einfachheit, der die hervorragende Qualität der rumänischen Tomaten und den beliebten Salzlakenkäse in den Mittelpunkt stellt.
- Zutaten: Reife, saftige Tomaten (oft in Spalten oder Scheiben geschnitten) sind der Star. Dazu kommt Salzlakenkäse (brânză de oi oder telemea), der oft zerbröselt oder gewürfelt wird. Rote Zwiebeln (dünne Ringe) und frische Petersilie oder Dill runden das Ganze ab.
- Dressing: Ein einfaches Dressing aus Sonnenblumenöl (manchmal Olivenöl), Salz und Pfeffer. Gelegentlich ein Schuss Essig.
- Besonderheit: Die Qualität der Tomaten ist hier entscheidend. Dieser Salat lebt von der Frische und dem Kontrast zwischen der Süße der Tomaten und der Salzigkeit des Käses. Er ist die perfekte Beilage zu fast jedem Gericht und ein Must-have an heißen Sommertagen.
4. Salată de Varză (Krautsalat)
Ein robuster und erfrischender Krautsalat, der in Rumänien oft eine knackige Ergänzung zu deftigen Fleischgerichten darstellt.
- Zutaten: Hauptbestandteil ist fein geraspelter Weißkohl. Dazu kommen oft Karotten (gerieben), Paprika (rot und/oder grün, fein geschnitten) und frische Dill- oder Petersilienzweige.
- Dressing: Ein leicht säuerliches Dressing aus Essig (manchmal Apfelessig), Öl (Sonnenblumenöl ist hier Standard), Salz, Pfeffer und einer Prise Zucker.
- Besonderheit: Der Salat wird oft leicht geknetet, damit der Kohl etwas weicher wird und die Aromen besser aufnimmt. Er hat eine angenehme Säure und Knackigkeit, die einen schönen Kontrast zu reichhaltigen Speisen bildet. Es gibt auch Varianten mit Mayonnaise, die dann als „Salată de varză cu maioneză“ bekannt sind.
5. Salată de Murături (Salat aus eingelegtem Gemüse / Mixed Pickles Salad)
Obwohl Murături (eingelegtes Gemüse) an sich schon eine Beilage sind, werden sie oft zu einem „Salat“ arrangiert, besonders im Winter. Sie sind ein unverzichtbarer Bestandteil der rumänischen Küche und zeugen von der Kunst des Haltbarmachens.
- Zutaten: Eine Mischung aus verschiedenen eingelegten Gemüsesorten, die je nach Saison und regionaler Vorliebe variieren kann. Typisch sind eingelegte Gurken, Tomaten, Paprika, Blumenkohl, grüne Tomaten, Kohl oder sogar Wassermelone.
- Dressing: Oft nur ein Schuss Öl, eventuell etwas frische Petersilie oder Zwiebelringe. Die Säure und Salzigkeit kommt bereits vom Einlegen.
- Besonderheit: Die Vielfalt der Texturen und Geschmäcker macht diesen Salat so spannend. Er ist säuerlich, knackig und bietet eine willkommene Abwechslung zu schweren Speisen. Er ist ein Paradebeispiel für die Winterküche, wenn frisches Gemüse rar war.
Diese fünf Salate zeigen die Vielfalt der rumänischen Küche jenseits der bekannten Fleischgerichte. Sie sind Ausdruck einer bodenständigen, aromatischen und oft saisonalen Kochtradition, die jeden Besuch in Rumänien zu einem kulinarischen Erlebnis macht.
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