Wenn man an Neuseeland denkt, kommen einem wahrscheinlich zuerst atemberaubende Landschaften, Maori-Kultur oder vielleicht Lammfleisch in den Sinn. Doch die kulinarische Szene der Aotearoa (Maori-Name für Neuseeland) hat noch viel mehr zu bieten, und ein echter Klassiker, der besonders in den kühleren Monaten die Herzen und Mägen wärmt, ist die Kumara-Suppe. Diese cremige, leicht süßliche Suppe ist ein echtes Komfortgericht und ein Paradebeispiel dafür, wie ein einfaches Wurzelgemüse zu einem Star auf dem Teller wird.
Was ist Kumara? Die süße Kartoffel Neuseelands
Bevor wir zur Suppe kommen, klären wir das Wichtigste: Was ist Kumara überhaupt? Kumara ist das Maori-Wort für Süßkartoffel. Ja, Sie haben richtig gehört! Was wir in Europa und Nordamerika als Süßkartoffel kennen, ist in Neuseeland unter dem Namen Kumara bekannt und hat dort eine viel tiefere kulturelle und historische Bedeutung.
- Herkunft: Die Kumara wurde vor Jahrhunderten von den Maori-Vorfahren aus Polynesien nach Neuseeland gebracht. Sie war ein fundamentales Grundnahrungsmittel und ein Symbol für Wohlstand und Überleben. Die Maori entwickelten spezielle Anbaumethoden, um die wärmeliebende Pflanze in dem kühleren Klima Neuseelands zu kultivieren.
- Vielfalt: In Neuseeland gibt es verschiedene Kumara-Sorten, die sich in Farbe und Geschmack leicht unterscheiden:
- Owairaka Red (Rot): Die häufigste Sorte, hat eine leuchtend rote Schale und ein cremiges, orangefarbenes Fleisch. Süß und saftig.
- Beauregard (Orange): Ähnlich wie die roten Kumara, sehr beliebt und vielseitig.
- Toki Toki (Gold/Gelb): Eine Sorte mit gelblicher Haut und cremefarbenem Fleisch, weniger süß, oft etwas trockener.
- Purple Dawn (Violett): Eine Sorte mit violetter Haut und violettem Fleisch, besonders reich an Antioxidantien.
Für die Suppe wird meist die rote oder orangefarbene Kumara verwendet, da sie die meiste Süße und Farbe in die Suppe bringt.
Die Geschichte der Kumara-Suppe: Von der Notwendigkeit zum Genuss
Die Kumara-Suppe, wie wir sie heute kennen, ist eine relativ moderne Interpretation eines uralten Grundnahrungsmittels. Während die Maori Kumara traditionell auf vielfältige Weise zubereiteten – oft geröstet, gedämpft oder in den Hāngi (Erdöfen) gegart –, entstand die cremige Suppenform wahrscheinlich mit der Ankunft europäischer Siedler und der Einführung von Sahne und Zwiebeln.
Die Suppe repräsentiert die Fusion der Maori-Tradition mit europäischen Kochtechniken. Sie ist ein Paradebeispiel dafür, wie aus einfachen, nahrhaften Zutaten ein beliebtes Komfortgericht für die ganze Familie wird. Man findet sie heute auf den Speisekarten einfacher Cafés bis hin zu gehobenen Restaurants in ganz Neuseeland.
Zubereitung: Cremig, würzig, einfach lecker
Die Zubereitung einer klassischen Kumara-Suppe ist unkompliziert und erfordert nur wenige Zutaten. Das Ergebnis ist eine samtige Suppe mit einer wunderbaren Balance aus Süße und Würze.
Rezept: Klassische Neuseeländische Kumara-Suppe
Zutaten (für 4 Portionen):
- 500g Kumara (rote oder orange Süßkartoffeln), geschält und grob gewürfelt
- 1 große Zwiebel, gehackt
- 1 Zehe Knoblauch, fein gehackt
- 1 EL Olivenöl oder Butter
- 750 ml Gemüsebrühe (oder Hühnerbrühe)
- 100 ml Sahne (Kochsahne oder Vollmilchsahne, nach Belieben)
- Salz und frisch gemahlener schwarzer Pfeffer nach Geschmack
- Optional: Eine Prise Muskatnuss
- Optional (zum Garnieren): Frische Koriander- oder Petersilienblätter, geröstete Kürbiskerne, ein Klecks saure Sahne oder Crème fraîche
Anleitung:
- Vorbereitung: Die Kumara schälen und in etwa 2-3 cm große Würfel schneiden. Zwiebel und Knoblauch schälen und fein hacken.
- Andünsten: In einem großen Topf oder Suppentopf das Olivenöl oder die Butter bei mittlerer Hitze erwärmen. Die gehackte Zwiebel darin glasig dünsten, ca. 5-7 Minuten. Den gehackten Knoblauch hinzufügen und weitere 1-2 Minuten mitdünsten, bis er duftet (nicht braun werden lassen).
- Kumara hinzufügen: Die gewürfelte Kumara in den Topf geben und für etwa 5 Minuten unter Rühren mitbraten. Dies hilft, die Aromen zu entwickeln.
- Ablöschen und köcheln lassen: Die Gemüsebrühe angießen. Die Kumara sollte gut bedeckt sein. Zum Kochen bringen, dann die Hitze reduzieren und die Suppe zugedeckt etwa 15-20 Minuten köcheln lassen, oder bis die Kumara-Stücke sehr weich sind und sich leicht mit einer Gabel zerdrücken lassen.
- Pürieren: Den Topf vom Herd nehmen. Die Suppe entweder mit einem Stabmixer direkt im Topf oder portionsweise in einem Standmixer pürieren, bis sie vollkommen cremig und glatt ist. Seien Sie vorsichtig beim Pürieren heißer Flüssigkeiten im Standmixer (Deckel nur locker aufsetzen oder ein Küchentuch über den Deckel legen).
- Verfeinern und abschmecken: Die pürierte Suppe zurück auf den Herd stellen. Die Sahne einrühren und die Suppe nochmals kurz erhitzen (nicht kochen lassen). Mit Salz, Pfeffer und einer Prise Muskatnuss abschmecken. Je nach gewünschter Konsistenz kann noch etwas Brühe oder Wasser hinzugefügt werden.
- Servieren: Die heiße Kumara-Suppe in Schalen füllen. Optional mit frischen Kräutern, gerösteten Kürbiskernen oder einem Klecks saurer Sahne garnieren.
Die Kumara-Suppe ist mehr als nur eine einfache Gemüsesuppe; sie ist ein Stück neuseeländischer Esskultur, die Wärme und Gemütlichkeit ausstrahlt. Perfekt für einen kühlen Abend oder als wohltuende Vorspeise. Guten Appetit oder, wie die Maori sagen würden: Kia ora!
Kommentare sind geschlossen, aber Trackbacks und Pingbacks sind möglich.