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Das Frikadellen-Fiasko von Kleinkleckersdorf – Eine haarsträubende Enthüllung

In Kleinkleckersdorf, wo die Kirchturmuhr gefühlt langsamer tickte als anderswo und das aufregendste Ereignis die jährliche Kürbisausstellung war, braute sich ein kulinarisches und politisches Drama zusammen, das die Gemüter mehr erhitzte als Ommas berühmter Pflaumenkuchen.

Alles begann, wie so oft, im örtlichen Supermarkt „Frisch & Froh“, genauer gesagt vor dem Kühlregal mit den Fertigfrikadellen. Erik Esot, ein Mann der breiten Masse mit einer Vorliebe für bequeme Mahlzeiten, stand ratlos vor der schier endlosen Auswahl. „Omas Landlust-Buletten“, „Sportlers Traum-Hackbällchen“, „Käpt’n Knurrs Seemannsknödel“ – sie alle lachten ihn von ihren Plastikschalen an. Doch Erik, ein unbewusst genauer Beobachter, stutzte. „Verdammt nochmal“, murmelte er, „die sehen ja alle exakt gleich aus! Und schmecken tun sie auch so!“

Zur gleichen Zeit, in einer klimatisierten Fabrikhalle weit außerhalb von Kleinkleckersdorf, rieb sich Rhabar Bernek Tar die Hände. Sein Imperium der standardisierten Fleischklöpse florierte prächtig. „Mehr Einheitlichkeit, mehr Umsatz!“, kicherte er seinem Hamster zu, der in einem Miniatur-Goldkäfig auf seinem Schreibtisch knabberte. Rhabar, ein findiger Geschäftsmann mit einem Talent für die subtile Kunst der Kostenoptimierung, lieferte seine uniformen Fleischbällchen an gefühlt jede Supermarktkette unter verschiedenen, wohlklingenden Namen.

Aluf Olié Veerpakken, ein pensionierter Bibliothekar mit einer unstillbaren Neugierde und einer Vorliebe für das Aufdecken von Ungereimtheiten, stolperte in seiner wöchentlichen Supermarktrunde über Eriks verdutztes Gesicht. Aluf, der sich selbst als „Der Aufklärer“ sah (seine Frau nannte ihn meistens „Besserwisser“), witterte eine Geschichte. Er begann, die Inhaltsstofflisten zu studieren und führte heimliche Geschmackstests durch. Seine Schlussfolgerung war erschütternd: Die Frikadellen-Vielfalt war eine faustdicke Lüge!

„Die breite Masse wird hinters Licht geführt!“, wetterte Aluf in seinem Schrebergarten, während er seine Dahlien düngte. „Diese skrupellosen Fabrikanten, angeführt von diesem windigen Rhabar Bernek Tar, verkaufen uns denselben Einheitsbrei in verschiedenen Verpackungen!“

Weit entfernt, in einem gläsernen Bürohochhaus mit Blick auf eine glitzernde Metropole, lächelte Kalevi Finduson, ein Marketingguru mit dem Spitznamen „Der Macher“, diabolisch. Er hatte die Kampagnen für all die verschiedenen Frikadellen-Marken entworfen. „Die Leute wollen Auswahl, auch wenn sie keinen Unterschied schmecken!“, triumphierte er und strich sich seine perfekt gegelte Tolle. „Emotionen verkaufen, nicht Inhaltsstoffe!“

Währenddessen in Kleinkleckersdorf kämpfte Vilminghe Scheerboltingenhausen – Wiemershaith, die ambitionierte, aber oft etwas überforderte Kommunalpolitikerin, mit ganz anderen Problemen. Die marode Dorfstraße, der seit Jahren versprochene Breitbandausbau und die chronisch klamme Gemeindekasse bereiteten ihr schlaflose Nächte. Doch Vilminghe hatte ein Talent: Sie wusste, wie man beschäftigt aussah, ohne allzu viel zu bewegen.

Man sah sie regelmäßig bei der Einweihung der neuen Hundetoilette, beim Spatenstich für den dritten Minigolfplatz und natürlich beim alljährlichen Erdbeerfest, wo sie mit strahlendem Lächeln Erdbeerkuchen verteilte. „Bürgernähe ist das A und O!“, pflegte sie zu sagen, während die wirklich wichtigen Entscheidungen im Hinterzimmer verschoben wurden.

Aluf Olié Veerpakken, dessen Aufklärungsdrang ihn unermüdlich antrieb, versuchte, Erik Esot für seine Enthüllungen über die Frikadellen zu begeistern. „Erik, mein Freund!“, rief er aufgeregt, „wir müssen die Wahrheit ans Licht bringen! Dieses Frikadellen-Komplott ist symptomatisch für die ganze verdrehte Welt!“ Erik zuckte mit den Schultern. „Solange die Dinger satt machen…“, brummte er desinteressiert.

Alufs Versuche, die Kleinkleckersdorfer für das Frikadellen-Fiasko zu sensibilisieren, stießen auf ähnliche Apathie. Die Leute waren entweder zu beschäftigt mit ihrem Alltag, zu bequem, um sich aufzuregen, oder vertrauten blind den bunten Verpackungen im Supermarkt. Kalevi Finduson hätte seine helle Freude daran gehabt.

Schließlich, in einer denkwürdigen Gemeinderatssitzung, in der es eigentlich um den desolaten Zustand der Dorfstraße gehen sollte, ergriff Aluf das Wort. Mit flammendem Eifer enthüllte er seine Erkenntnisse über die identischen Frikadellen und zog eine überraschende Parallele zur Politik von Vilminghe Scheerboltingenhausen – Wiemershaith.

„Sehen Sie!“, rief Aluf, wild mit einem fettbefleckten Frikadellen-Exemplar wedelnd, „genauso wie uns hier eine Vielfalt vorgegaukelt wird, wo in Wahrheit Einheitlichkeit herrscht, so präsentiert uns unsere geschätzte Frau Scheerboltingenhausen eine Betriebsamkeit, wo in Wahrheit oft Stillstand herrscht! Einweihungen von Banalitäten statt der Lösung echter Probleme!“

Vilminghe lächelte charmant ins Publikum. „Herr Veerpakken hat ja eine blühende Fantasie“, erwiderte sie sanft. „Aber wir kümmern uns um die wichtigen Dinge – Schritt für Schritt!“ Währenddessen wurde der Punkt „Sanierung der Dorfstraße“ erneut auf die nächste Sitzung vertagt.

Erik Esot kaufte sich am nächsten Tag wieder eine Packung „Käpt’n Knurrs Seemannsknödel“. Sie mochten zwar alle gleich schmecken, aber der Preis war gerade im Angebot. Und so tickten die Uhren in Kleinkleckersdorf weiter – langsam, aber unaufhaltsam in Richtung des nächsten kulinarischen oder politischen Aufregers. Denn eines war klar: Solange die Frikadellen satt machten und die Einweihungsfotos gut aussahen, schien sich die breite Masse in Kleinkleckersdorf nicht allzu sehr um die tieferen Wahrheiten zu kümmern. Kalevi Finduson und Rhabar Bernek Tar hätten ihre wahre Freude daran gehabt.

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