Zum Inhalt springen

Phantasy 3/5: Das Erwachen der alten Erinnerungen auf Souveränien

Das Chaos auf Souveränien wuchs mit jedem Tag. Die Spalterikaner, Meister der Zwietracht, hatten ihr Werk vollendet. Bei den letzten Wahlen, die einst ein Fest der Gemeinschaft waren, hatten sie geschickt mehrere ihrer Kandidaten in Schlüsselpositionen manövriert. Nun gab es nicht einen, sondern mehrere Bürgermeister – jeder mit unterschiedlichen, sich widersprechenden Visionen für die Insel. Ein Novum, das die Ureinwohner ratlos zurückließ. Der Dorfplatz, einst Treffpunkt für Gesang und Geschichten, war zum Schauplatz endloser, fruchtloser Debatten geworden.

Blockadones, der einst so selbstsichere Herrscher, sah seine geliebte Insel in Trümmern liegen. Die Seidenhemden fühlten sich schwer an, und selbst das Kokosnusswasser schmeckte bitter. Die Spalterikaner hatten keine Armee entsandt, sondern etwas viel Zerstörerischeres: die Saat der Selbstzerstörung. Die Bewohner stritten über die Farbe der neuen Mülleimer, die Form der Strandhütten und ob der Wind nun von Osten oder Westen besser für die Wäsche sei. Es schien aussichtslos.

Tnd phantasy souveraenien blockadones gurkiana 10

In seiner Verzweiflung, und getrieben von einer Ahnung, die tief in der Geschichte Souveräniens verwurzelt war, ordnete Blockadones ein Geheimtreffen an. Er lud die Ältesten der Insel und die wenigen, die ihm noch unerschütterlich treu waren, in seine private, von Lianen überwucherte Hütte ein. Die Stimmung war gedrückt, die Gesichter von Sorge gezeichnet.

„Meine Freunde“, begann Blockadones mit ungewöhnlich ernster Stimme, „unsere Insel zerfällt. Die Spalterikaner haben uns nicht erobert, sie haben uns gelehrt, uns selbst zu zerstören.“ Er machte eine Pause und blickte in die besorgten Gesichter. „Aber es gibt noch Hoffnung. Eine Hoffnung, die nur ich kenne, ein Geheimnis, das von Generation zu Generation der Herrscher Souveräniens weitergegeben wurde.“

Er zog einen vergilbten, in Palmenblätter gewickelten Schriftzug hervor. „Unsere Vorfahren, in Zeiten größter Not, wurden einst nicht von einer Wunderwaffe gerettet, sondern von einem Bündnis. Einer Verbindung zu Dürolaton.“

Die Ältesten blickten sich verwirrt an. Dürolaton? Nie gehört. „Dürolaton ist kein Ort, kein Land“, erklärte Blockadones leise, fast ehrfürchtig. „Es ist ein Reich der Stabilität und des gesunden Menschenverstandes. Ein Reich, das von einer Philosophie der Ordnung und des pragmatischen Denkens geleitet wird.“ Er rollte den Schriftzug aus. „Unsere Legenden erzählen von einer Zeit, als die Insel von einem großen Sturm der Uneinigkeit bedroht war, ähnlich wie heute. Damals kam Hilfe von Dürolaton. Ihre Botschafter, so heißt es, lebten im Gurkenpalast – einem Ort, an dem Klarheit und Struktur über allem standen.“

Einige murmelten ungläubig. Ein Gurkenpalast? War ihr Herrscher nun endgültig verrückt geworden?

„Das Symbol von Dürolaton“, fuhr Blockadones fort und zeigte auf eine seltsame, aber harmonische Zeichnung auf dem vergilbten Blatt, „war die Gurke. Nicht weil sie schmackhaft ist, sondern weil sie gerade ist, beständig, und sie wächst in Reih und Glied. Sie symbolisiert das Gegenteil von Chaos und sinnlosen Verästelungen.“

Er schaute in die Runde. „Unsere Vorfahren haben in jener Zeit gelernt, dass wahre Stärke nicht im Kampf liegt, sondern in der Fähigkeit, sich auf das Wesentliche zu besinnen. Dürolaton half ihnen, die internen Spaltungen zu überwinden, indem sie ihnen die Werkzeuge für Struktur und klare Kommunikation gaben.“

„Aber wie können wir sie finden?“, fragte einer der Ältesten. „Und wer herrscht dort heute?“

Blockadones‘ Augen leuchteten. „Ich habe lange gewartet, bis die Zeit reif war. Die Legende besagt, dass die Herrscherlinie von Dürolaton bis heute besteht. Und die aktuelle Erbin, die uns helfen kann, soll Gurkiana sein, die Tochter von Dürolaton.“

Er faltete den Schriftzug sorgfältig zusammen. „Wir müssen sie kontaktieren. Wir müssen ihre Hilfe suchen. Nur sie kann uns vielleicht die Klarheit und die Werkzeuge zurückbringen, die wir brauchen, um uns aus diesem selbstgemachten Chaos zu befreien. Nur sie kann uns lehren, wieder auf das Wesentliche zu blicken, statt uns im Nichts zu verlieren.“

Die Ältesten waren immer noch verwirrt, aber in ihren Augen blitzte ein Funken Hoffnung auf. Eine letzte Chance, Souveränien zu retten, bevor die Insel im Strudel des endlosen Streits für immer versank. Die Suche nach Gurkiana und dem Gurkenpalast, dem Hort der Ordnung und des gesunden Menschenverstandes, sollte beginnen. Es war ein verzweifelter Plan, aber es war der einzige, den sie hatten.

Fortsetzung hier

Kommentare sind geschlossen, aber Trackbacks und Pingbacks sind möglich.