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Sopa de Pedra: Mehr als nur Steine – Eine portugiesische Suppenlegende

Die portugiesische Küche ist bekannt für ihre herzhaften Eintöpfe und aromatischen Suppen, die oft aus einfachen, frischen Zutaten zubereitet werden. Eine der faszinierendsten und traditionsreichsten unter ihnen ist die Sopa de Pedra, wörtlich übersetzt die „Steinsuppe“. Doch keine Sorge, hier werden keine Kiesel gekocht (naja, nicht wirklich!), sondern eine reichhaltige und sättigende Mahlzeit gezaubert, die eine interessante Geschichte erzählt und den Gaumen verwöhnt.

Die Herkunft: Eine listige Legende

Die Ursprünge der Sopa de Pedra sind eng mit einer charmanten Volkssage verbunden, die in verschiedenen Variationen in ganz Europa verbreitet ist. Die portugiesische Version spielt meist in der armen, aber fruchtbaren Region Alentejo. Die Geschichte erzählt von einem hungrigen Wanderer (manchmal ein Mönch, manchmal ein Soldat oder ein Bettler), der in ein Dorf kommt und nach Essen fragt. Die Dorfbewohner, oft knauserig oder in kargen Zeiten lebend, behaupten, nichts zu haben.

Der listige Wanderer verkündet daraufhin, er könne eine köstliche Suppe aus einem einfachen Stein kochen. Neugierig geworden, erlauben ihm die Dorfbewohner, einen Topf mit Wasser über dem Feuer zu erhitzen. Während der Stein im Wasser köchelt, behauptet der Wanderer, die Suppe würde mit ein wenig Zwiebeln noch besser schmecken. Ein Dorfbewohner, dessen Neugierde über die Sparsamkeit siegt, steuert eine Zwiebel bei. Nach und nach „fehlt“ es der Steinsuppe an weiteren Zutaten: Knoblauch, Tomaten, Kartoffeln, Bohnen, Chorizo, Schweinefleisch – und jedes Mal überwindet die Neugierde der Dorfbewohner ihre anfängliche Geizigkeit. Am Ende entsteht eine nahrhafte und schmackhafte Suppe, die alle gemeinsam genießen. Der Stein selbst diente dabei als Katalysator für die Großzügigkeit und das Teilen.

Das Rezept: Herzhaft und sättigend

Auch wenn heute keine Steine mehr in den Topf wandern (obwohl einige Restaurants der Tradition halber einen sauberen Kiesel mitkochen), ist die Sopa de Pedra ein deftiger Eintopf, der die Aromen des Alentejo wunderbar einfängt. Hier ist eine mögliche Variante des Rezepts:

Zutaten:

  • 250 g rote Bohnen (trocken, über Nacht eingeweicht oder aus der Dose)
  • 250 g Kartoffeln, geschält und gewürfelt
  • 1 Zwiebel, gehackt
  • 2-3 Knoblauchzehen, gehackt
  • 1 reife Tomate, gewürfelt (oder 1 EL Tomatenmark)
  • 100 g Chorizo, in Scheiben geschnitten
  • 100 g geräuchertes Schweinefleisch (z.B. Bauchspeck), gewürfelt
  • 1 Lorbeerblatt
  • Olivenöl
  • Salz und Pfeffer nach Geschmack
  • Frischer Koriander, gehackt (optional)
  • Wasser oder Brühe

Zubereitung:

  1. Falls getrocknete Bohnen verwendet werden, diese nach dem Einweichen abspülen und in frischem Wasser weichkochen.
  2. In einem großen Topf etwas Olivenöl erhitzen und die Zwiebel darin glasig andünsten. Knoblauch hinzufügen und kurz mitbraten, bis er duftet.
  3. Die gewürfelte Tomate (oder das Tomatenmark) und das Lorbeerblatt hinzufügen und einige Minuten köcheln lassen.
  4. Die gewürfelten Kartoffeln, die gekochten roten Bohnen (oder die Bohnen aus der Dose mit dem Abtropfwasser) sowie das gewürfelte geräucherte Schweinefleisch in den Topf geben. Mit Wasser oder Brühe bedecken, sodass alle Zutaten gut bedeckt sind.
  5. Mit Salz und Pfeffer würzen und zum Kochen bringen. Die Hitze reduzieren und die Suppe etwa 20-30 Minuten köcheln lassen, bis die Kartoffeln weich sind und die Aromen sich gut verbunden haben.
  6. Die Chorizoscheiben hinzufügen und weitere 5-10 Minuten mitköcheln lassen, bis sie ihren Geschmack an die Suppe abgegeben haben.
  7. Vor dem Servieren das Lorbeerblatt entfernen. Die Sopa de Pedra heiß servieren, nach Wunsch mit frischem Koriander bestreut.

Beliebte Suppen der Region Alentejo:

Die Sopa de Pedra ist zwar ein Aushängeschild des Alentejo, aber die Region hat noch weitere köstliche Suppen zu bieten, die oft die einfachen, aber aromatischen Zutaten der Region hervorheben:

  • Açorda Alentejana: Eine einfache, aber unglaublich aromatische Brotsuppe mit Knoblauch, Koriander, Olivenöl und oft einem pochierten Ei. Sie ist ein Paradebeispiel für die „arme Leute Küche“, die aus wenigen Zutaten ein sättigendes Gericht zaubert.
  • Sopa de Tomate Alentejana: Eine erfrischende und geschmackvolle Tomatensuppe, die oft mit Brot, Knoblauch und manchmal auch mit Spiegelei oder geräuchertem Speck serviert wird. Die sonnengereiften Tomaten des Alentejo verleihen ihr ein intensives Aroma.
  • Gaspacho Alentejano: Eine kalte Suppe, die besonders in den heißen Sommermonaten beliebt ist. Sie besteht aus Tomaten, Gurken, Paprika, Knoblauch, Brot, Olivenöl und Essig und ist eine wunderbare Erfrischung.

Die Sopa de Pedra ist mehr als nur eine sättigende Mahlzeit. Sie ist ein Stück portugiesische Kulturgeschichte, eine Erinnerung an die Bedeutung von Gemeinschaft und Einfallsreichtum. Beim Genuss dieser herzhaften Suppe schmeckt man nicht nur die Aromen des Alentejo, sondern auch die Weisheit einer alten Legende.

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